- 5 min. Lesezeit
- 06.06.2025
- von Steffi Kammerer
Trudie Styler & Sting – Fields of Gold

Ausgabe
03/25
Ort
Tuscany & other
Fotografie
Jaime Travezán
Seit über 40 Jahren sind Trudie Styler und Sting ein Paar. Sie verbindet Kinder und Enkelkinder und die große Liebe zur Natur und zu historischen Anwesenmit einzigartigen Gärten.
Inhaltsverzeichnis
Trudie Styler und Sting: Zwischen Rockstar-Leben und der Liebe zum Gärtnern
Ein Traum in der Toskana: Das Anwesen Il Palagio
Natur als Inspirationsquelle für Musik
Engagement für nachhaltige Gartenpflege und Umweltschutz: Der Rainforest Fund
Natürliches Landschaftsdesign: wilde, ungezähmte Vielfalt
Preisgekröntes Olivenöl & Il Palagio Wein
Trudie Styler und Sting: Zwischen Rockstar-Leben und der Liebe zum Gärtnern
Ausschweifungen und Exzesse gehören zum Rockstar-Dasein meist dazu, wer immer „on“ sein muss, vergisst leicht, vom Gas zu gehen. Anders Sting. Der 17-fache Grammy-Preisträger braucht keine neuen Kicks, im Gegenteil: Er praktiziert Yoga und sucht die Ruhe. So passt es, dass er sein Vermögen nicht in dicke Yachten, Privatjets oder andere Vergnügungen gesteckt hat, sondern in Grundstücke, auf denen wunderbare Gärten entstanden sind, Orte der Entschleunigung, bestimmt vom Rhythmus der Natur, nicht von schnellen Takten. Da ist das englische Lake House, das Sting und seine Frau Trudie 1990 kauften. Es liegt in Wiltshire, einer Grafschaft zwischen London und Bath, umgeben von sagenhaften 24 Hektar Natur. Für Trudie Styler und Sting sind Gärten nicht nur ein ästhetischer Genuss. Sie sind eine Lebenseinstellung. Ihre Kinder wuchsen mit Milch von den eigenen Kühen auf, die Familie hielt auch Hühner und Schweine, sie pflanzten an, was auf den Herd kommen sollte.

Ein Traum in der Toskana: Das Anwesen Il Palagio
Kaum waren die Gemüsebeete in der Heimat angelegt, erweiterten sie ihren Radius um einen Sehnsuchtsort in der Toskana. Jahrelang hatten sie nach einem Objekt in Italien gesucht. Das Anwesen, eine Stunde südlich von Florenz gelegen, erwarben sie 1997, fünf Jahre nach ihrer Hochzeit, in völlig verwildertem Zustand von einem italienischen Herzog. Über den Preis hat Sting im Spaß gesagt: „Wir haben es für einen Song gekauft, vielleicht für zwei.“ Drei Millionen Pfund sollen es gewesen sein, schreibt die „Daily Mail“. Il Palagio, so der Name des herrschaftlichen Hauses, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es liegt in der Nähe der mittelalterlichen Stadt Figline Valdarno, der weite Blick über die toskanische Hügellandschaft ist einzigartig. Sting selbst hat einmal erklärt, was Il Palagio zu einem seiner liebsten Orte auf der Welt macht: „Es ist hier, als würde man ein Gemälde betreten.“
Lange Holztische unter alten Bäumen bieten reichlich Platz für ausgedehnte Essen mit Freunden und der Familie, die erwachsenen Kinder bringen eine immer größer werdende Schar von Enkelkindern mit. Trudie und Sting versuchen, im Sommer immer einen ganzen Monat auf dem Anwesen zu verbringen. Letztes Jahr feierten sie hier ihren 32. Hochzeitstag, der Tisch war mit blauen Hortensien geschmückt.
Natur als Inspirationsquelle für Musik
Schaut man sich Stings Tourkalender an, wird einem schnell schwindelig von seinem Leben on the Road, irgendwo zwischen Kapstadt, Abu Dhabi und Detroit. Aber dazu gehören eben auch diese Orte, die Trudie und er sich gemeinsam erdacht haben und die sie buchstäblich erden, Quellen der Inspiration und der Besinnung. Wo sie sich in Arbeitshosen auf den Traktor setzen, mit den Händen in die Erde fassen und sich dem Zyklus vom Säen und Ernten unterwerfen, den nichts beschleunigen kann.
Die Gärten sind ihre Ankerpunkte. Auch in Stings Songtexten schwingt die Liebe zur Natur mit, oft geht es um Flüsse, Felder oder den Ozean. In seinem Buch „Lyrics by Sting“, beschreibt er, wie ihn der Blick aus dem Fenster zu Hause in England zu einem seiner berühmtesten Songs inspiriert hat: „Fields of Gold“. Das Haus dort sei von Gerstenfeldern umgeben, schreibt er, und es sei faszinierend, dem Wind zuzusehen, wie er über die Oberfläche des Feldes streicht: „wie Wellen auf einem Meer aus Gold“.
Auf dem englischen Anwesen haben Trudie und Sting eine Rasenfläche in ein Graslabyrinth verwandelt, in einem Beet aus Steinen sind ihre Initialen verewigt, T & S. Eine 300 Jahre alte Rotbuche war es, die sie das denkmalgeschützte Haus kaufen ließ. Nachdem Trudie es besichtigt hatte, rief sie Sting an und erzählte ihm, wie viel Arbeit es erfordern würde, ein Teil des Hauses wäre gar nicht bewohnbar – aber es gäbe da eben diesen herrlichen Baum. „Get it“, sagte er.

Engagement für nachhaltige Gartenpflege und Umweltschutz: Der Rainforest Fund
Nachhaltige Gartenpflege und Umweltschutz sind Themen, die sich bei Trudie und Sting seit Jahrzehnten durchziehen. Schon 1989 gründeten sie den Rainforest Fund, nachdem sie in Brasilien einen indigenen Anführer kennengelernt und dessen Sorge und Warnungen ernst genommen hatten. Inzwischen hat ihre Organisation 300 Projekte in mehr als 20 Ländern auf der Welt ins Leben gerufen: gegen die Abholzung des Regenwaldes, für sauberes Trinkwasser und Schutzgebiete für Naturvölker.
Trudie und Sting engagieren sich in höchstem Maße global und zugleich konkret für die ökologische Bewirtschaftung des eigenen Bodens.
Natürliches Landschaftsdesign: wilde, ungezähmte Vielfalt
Was beide Gärten, den in England und den in der Toskana, verbindet, ist die großzügige Handschrift der weltberühmten Landschaftsarchitektin Arabella Lennox-Boyd. Die gebürtige Italienerin lebt in London und hat eine Vorliebe für Symmetrie, aber auf eine wilde, ungezähmte Art. Ihre Gärten sind spielerisch und überraschend, bei ihr wird nichts mit dem Lineal angelegt, der Lavendel ragt auch mal über die Beete hinaus, und die Glyzinien überschlagen sich fast vor lauter Fülle. Zuerst grub sie das riesige Grundstück von Tenuta Il Palagio um und installierte ein Drainagesystem zur Wasserwiederverwertung. Dann erwachte der Olivenhain mit Hunderten von Bäumen zu neuem Leben. In den letzten fünf Jahren haben Trudie und Sting mit den Gartendesignern Julian und Isabel Bannerman zusammengearbeitet: zunächst bei der Gestaltung der Gärten und Gartenhäuser im Lake House, dann bei der Installation von Springbrunnen auf dem Gelände von Il Palagio und bei der Neugestaltung des Loggiagartens.

Preisgekröntes Olivenöl & Il Palagio Wein
Seine Rolle als Hausherr beschreibt Sting sehr klar. „Man kann nur Caretaker sein“, sagt er, „nichts gehört einem. Das Land hier gehört den Bäumen.“ Ihr mittlerweile preisgekröntes Olivenöl wird vor Ort kalt gepresst und im Hofladen verkauft. Es gibt auch Honig von eigenen Bienen, Salami, Schinken, Obst und Gemüse. Und jede Menge Wein. Denn 2002 haben Trudie und Sting die verwilderten Weinberge auf 15 Hektar neu bepflanzt und ein eigenes Label gegründet. Unterstützt werden sie dabei seit einigen Jahren von Riccardo Cotarella, einem berühmten italienischen Winzer, der auch das Weingut in Castel Gandolfo, der langjährigen Sommerresidenz der Päpste südöstlich von Rom angelegt hat.
Trudie und Sting produzieren jährlich rund 120.000 Flaschen mit dem Etikett „Il Palagio“: Weißwein, Rotwein, Rosé und Schaumwein. Auch ein Bitterlikör ist im Sortiment: „Amante 1530“. Einige Weine tragen Namen, die nicht nur eingefleischte Sting-Fans mitsingen können: Da ist der Vermentino „Message in a Bottle“ oder der Chianti „When We Dance“. Einmal im Jahr gibt es auf dem Anwesen den ganz besonderen Moment, wenn der legendäre Musiker ein exklusives Privatkonzert gibt, unter anderem mit eben diesen Songs. Eingeladen sind Familie, Nachbarn und Freunde.
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